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«Früher war alles etwas weniger schnell, aber ein bisschen verbindlicher»

«Früher war alles etwas weniger schnell, aber ein bisschen verbindlicher»
«Früher war alles etwas weniger schnell, aber ein bisschen verbindlicher» (Bild: Stadt Bern)

2022-01-14 08:05:03
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Quelle: Stadt Bern

Sein ganzes Berufsleben lang – mehr als 30 Jahre – hat er für die Stadt Bern gearbeitet; er war wissenschaftlicher Mitarbeiter, Verkehrsplaner und Bahnhofentwickler, wie die Stadt Bern berichtet.

Nun geht Hugo Staub in Pension. Die MAZ schickt ihm ein paar Fragen hinterher.Oh ja, das war am Mittwoch, dem 3. Januar 1990. Da begann ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Stadtplanungsamt.

Der Stadtplaner hiess Jürg Sulzer, der Baudirektor Marc-Roland Peter und der Stadtpräsident Werner Bircher. Die Stelle hatte mein Professor eingefädelt: Nach meinem Geografie-Studium hatte ich an der ETH Zürich noch vier Semester in Raumplanung angehängt.

Wir Raumplaner waren damals sehr gefragt. Wie viele andere hatte auch ich schon vor dem Abschluss eine Stelle, und mein Professor machte dem Stadtplaner von Vornherein klar: «Der Mann braucht zum Arbeiten einen Computer!» – die gab es damals auf der Stadtverwaltung noch nicht.

Und so kam es, dass ich, der Frischling, am 3. Januar 1990 ein kleines Büro im Stadtplanungsamt bezog, in dem ein riesiger Mac mitsamt farbigem Bildschirm stand, sodass mir die halbe Belegschaft einen neugierigen Besuch abstattete. Wie das beschafft und bezahlt worden ist, möchte ich auch heute noch nicht genau wissen. (lacht)Vor 30 Jahren war in der Verwaltung alles etwas weniger schnell, aber ein bisschen verbindlicher: Was einmal beschlossen war, wurde nicht dreimal wieder verändert.

Das habe auch damit zu tun, dass die Fachmeinung damals tendenziell mehr galt als heute – sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung. Allerdings gab es noch kaum je Partizipationsprozesse: Man habe den Leuten erklärt, was man macht – man habe sie aber nicht immer gefragt, was sie wollen.

Nun gut, heute werde das schon fast zu exzessiv gemacht. Persönlich finde ich Partizipation bei lokalen, kleinräumigen Projekten unabdingbar – bei übergeordneten Planungen muss aber in erster Linie die Politik die Fachhaltungen gewichten, entscheiden und dafür die Verantwortung übernehmen.Ja, Zufall, aber ein schöner.

Ich komme aus einer Bähnlerfamilie. Es gab eine Zeit, da habe mein Vater bei der SBB, zwei meiner Schwestern haben im Flugverkehr, und ich habe bei der Verkehrsplanung der Stadt Bern gearbeitet.

Mobilität war bei uns quasi ein Familienthema, und der Bahnhof Bern spielte schon in meiner Diplomarbeit zum Nachdiplomstudium eine Schlüsselrolle!Eindeutig ein Vorteil. Ich habe beide Welten kennen- und auf beiden Hochzeiten zu tanzen gelernt, und ich fand das sehr bereichernd.

Es sei für einen Verwaltungsangestellten wichtig, die Politik zu kennen – dann werde er kein Technokrat. Und es sei für einen Politiker wichtig, zu wissen, wie die Verwaltung tickt – dann backt er gutverdauliche Brötchen und nicht schweraufliegende Doppelpfünder.Unvergessen bleibt mir, wie ich als junger, noch ziemlich unerfahrener Mitarbeiter des Stadtplanungsamts erstmals an einer Gemeinderatssitzung teilnehmen konnte.

Es ging um die Frage, ob die Stadt Anspruch auf einen Teil des Mehrwerts hat, den Liegenschaften aufgrund von neuen Planungsvorschriften erhalten, und wozu diese Mittel eingesetzt werden sollten. Diese «Mehrwertabschöpfung» war damals noch unüblich und umstritten.

Ich erinnere mich gut, dass die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte ernsthaft an meiner Einschätzung interessiert waren. Es war ein reger Austausch, ein Gespräch auf Augenhöhe – das habe mich beeindruckt.

Und unvergessen bleiben mir auch viele initiative, engagierte und motivierte Kolleginnen – von damals und von heute. Und damit sei auch gesagt, was mir als Stadtmitarbeiter zunehmend zu schaffen gemacht hat: dass in Leserbriefen, politischen Vorstössen und Medienanfragen immer öfter die Grundhaltung mitschwingt, Stadtmitarbeiter*innen seien faul oder unfähig oder kompliziert – oder gleich alles zusammen.

Diese Geringschätzung nervt: weil sie in keiner Weise angebracht ist..

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